Flyfisher
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Extra Information: Anleitung für Autodidakten |
Werfen mit der Fliegenrute
Anmerkung
Als ich 1978 mit dem Fliegenfischen anfing, gab es fast keine Anleitungen für das Werfen mit der Fliegenrute. Also brachte ich mir die Technik nach der Anleitung mit dem Uhrmännchen, in den damaligen Geräte Katalogen, bei. Hierbei verinnerlichte ich all jene Wurffehler, welche, von den meisten Autodidakten, auch noch heute gemacht werden.
Bei meiner langjährigen Tätigkeit, als Jugendwart und Fliegenfischerinstruktor, musste Ich immer wieder die Wurffehler von“ Autodidakten „ ausmerzen, was oft nicht einfach war, da diese sich über lange Zeit im Gedächtnis der Aspiranten manifestiert hatten. Wenn man das Werfen selbst erlernen will, sollte man zumindest einen Freund oder Angelkollegen, haben der ein guter Werfer ist und einem auf diese Wurffehler aufmerksam machen kann. Ich habe zu oft sogenannte Wurflehrer gesehen, die nicht einmal den Doppelzug, geschweige denn einen Bogenwurf, beherrschten. Auch ist ein guter Werfer noch lange kein guter Lehrer, wenn er sein Können nicht in die richtigen Worte fassen und vermitteln kann. Um einmal die Grundzüge eines Fliegenwurfes zu erklären habe ich die Mechanik des Wurfablaufes einmal zusammen gestellt, die allerdings nicht den Anspruch erhebt die einzig richtige zu sein. Es gibt so viele Methoden, wie es Wege nach Rom gibt. Ich habe aber in vielen Lehrgängen, die ich abhielt, festgestellt, dass ein Anfänger damit am schnellsten einen sauberen Wurfstiel erlernt.
Werfen mit der Fliegenrute
Wer von uns hätte als Kind nicht einmal versucht mit einer Peitsche zu knallen. Beim ersten Versuch haute das natürlich nicht gleich hin. Aber wenn ein Anderer uns zeigte worauf es ankam, war es meist nach ein paar Versuchen geschafft. Nach einem Rückschwung, einem Vorschwung sowie einem Stop im richtigen Moment gab es einen herzerfrischenden Knall. Genau so einfach ist das Werfen mit einer Flugangel, nur auf den Knall sollte man tunlichst verzichten. Dieser entsteht nämlich dann, wenn man den Vorschwung zu früh einleitet, das heißt die Leine wird, bevor sie sich hinten ganz gestreckt hat, gewaltsam herum gerissen und die Fliege wird abgeknallt. Es kommt also auf eine kontinuierliche Leinenführung an. Nur am Ende eines Vor - und Ruck-Schwunges wird ein leichter Schwipp gesetzt. Die Fliegenrute wird mit dem ganzen Arm vor und zurück bewegt und nicht aus dem Handgelenk heraus. Das Handgelenk ist so zu halten dass es nicht nach hinten abknickt, denn dann entsteht die bekannte Wedelbewegung welche die Schnur zusammenfallen lässt. Stellen sie sich vor, sie schlagen mit einem Hammer einen Nagel in die Wand, ohne dabei das Handgelenk zu bewegen. Wenn sie sich nun noch vorstellen dass sich dabei ihr Ellbogen auf einer Tischplatte hin und her bewegt, ohne diese zu verlassen, haben sie genau die Bewegung welche für das Werfen mit der Fliegenrute ideal wäre. So extrem wird niemand werfen, denn das wäre auf die Dauer zu anstrengend. Man sollte sich nur nicht anstrengen, denn die Sache soll ja Spaß machen. Halten sie also die Rute fest, aber nicht so dass die Hände verkrampfen. Am Besten sie beginnen mit einem Trockentraining, das folgendermaßen aussieht:
Nehmen sie eine leere Weinflasche am Hals und führen sie den Arm in der beschriebenen Weise vor und zurück. Am Ende eines Jeden Vor - und Rück – ( Schubes ) Schwunges machen sie einen kleinen Schwipp, bevor sie den Schwung endgültig und apruppt stoppen. Diese Bewegung übertragen auf das Zifferblatt einer Uhr, geht von 11 Uhr bis 14 Uhr, wobei ihre Achsel den Mittelpunkt des Zifferblattes bildet. Diese Bewegung ist eine Schiebebewegung vor- und rück- wärts auf einer Ebene und sie sollte ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Trainieren sie also erst ein paar Tage im stillen Kämmerlein bevor sie mit ihrer Rute zum nächsten Schritt unseres Schnellkurses gehen. Nehmen sie nun ihre Rute und begeben sich zu einem stehenden Gewässer wo genügend Platz für den Rückwurf vorhanden ist. Ziehen sie etwa 10 Meter Schnur von der Rolle und schütteln sie durch hin und herschwingen mit der Rutenspitze aus dem Spitzenring, so dass die Leine in etwa gestreckt vor ihnen auf dem Wasser liegt. Führen sie Jetzt die Rute aus der 9 Uhr Stellung kontinuierlich beschleunigend in die 12 Uhrstellung ABB.1 wo sie die Rute abstoppen. Warten sie mit dem Vorschwung bis sich die gesamte Flugleine hinten gestreckt hat. Es empfiehlt sich zu Beginn der Übung die Schnur hinter sich ins Gras fallen zu lassen. Hierbei wird man feststellen dass es eine geraume Zeit dauert bis die Schnur den Boden erreicht hat. Erst wenn sie sicher sind, dass sie die Streckpause nach dem Rückschwung richtig im Griff haben, machen sie den Vorschwung.
Lassen sie die Leine immer wieder aufs Wasser aufsetzen und heben wieder ab, solange bis sie ein Gefühl für die Arbeitsweise ihrer Rute bekommen. Ist dies der Fall können wir dazu übergehen die Schnur durch Vor- und Rück - Schwung in der Luft zu halten ohne das Wasser zu berühren. Das bedeutet dass wir den Stopp beim Vorschwung früher ansetzen müssen als beim Ablegen auf das Wasser. Wir schieben also die Rute zügig von Hinten nach Vorne und bringen dabei die Rutenspitze aus der 14 in die 12 Uhr Position ohne dabei das Handgelenk abzuknicken. Nach dem Stopp wird bis in 11 Uhr Position nachgeführt. Rückschwung bis 12 Uhr Position und bis 14 Uhr nachführen. Die Rutenspitze soll dabei immer auf einer wagerechten Ebene geführt werden. Dies gelingt nur durch vor und zurück- schieben des Armes. Beim Wurf aus dem Handgelenk ist die Rutenspitze am Anfang und Ende des Wurfes zwar auf der gleichen Ebene, dazwischen beschreibt sie aber einen Kreisbogen und die Leine wird vorne und hinten herunter gezogen. Gut ist also eine waagerechte, Arbeitsebene, sowie ein Arbeitswinkel der hinten eine hohe Schnurführung ergibt. Als Arbeitswinkel bezeichnet man den Weg den die Rute zwischen Vor- und Rück- Schwung zurücklegt. Je kleiner der Arbeitswinkel desto enger entwickelt sich die Schnurschlaufe. Eine enge Schnurschlaufe ist weniger windanfällig und erlaubt, eine genaue Platzierung der Fliege beim Ablegen. Die Schnur fliegt immer genau in die Richtung in welche die Rutenspitze beim letzten Stopp zeigt. (Man kann z.B. die Schnur ganz normal vor und zurück führen und dann in einem Winkel von 90 Grad vor dem Körper quer führen und den letzten Stopp in diese Richtung machen. Die Schnur wird in einem Winkel von 90 Grad zu ihrer vorherigen Flugbahn abgelegt. Auf diesem Prinzip beruhen alle Trickwürfe. Wenn sie also die Rute hinten hoch abstoppen wird die Schnur hinten auch hoch fliegen. Es empfiehlt sich daher beim Stopp des Rückwurfes die Rutenspitze nach oben zu stoßen. Dies erreicht man in dem man den Ellbogen aus der Schiebeebene nach oben nimmt siehe ABB. 5
Die Erfahrung hat gezeigt dass Anfänger die meisten Schwierigkeiten mit Arbeitsebene und Arbeitswinkel haben. Will meinen, der Arbeitswinkel, (Weg der Rutenspitze zwischen vorderem und hinterem Stopp) ist zu groß. Die Arbeitsebene liegt entweder zu tief oder zu parallel, d.h. die Schnur wird auf der gleichen Bahn nach vorn geführt auf der sie auch zurück geführt wurde. Besser ist es, wenn die Rutenspitze eine „leicht „ eliptische „Bahn beschreibt. Der Rückwurf sollte dabei dicht am Körper, der Vorwurf etwas weiter vom Körper weg erfolgen. Dass man zu Beginn des Trainings nicht auf " Weite " kommt liegt u.A. daran dass man beim Rückschwung die linke Hand, welche Ja immer die Schnur führt, stehen lässt. Durch das Verharren in der gleichen Position wird beim Rückwurf ( durch das Auseinanderwandern beider Hände ) die Schnur durch die Ringe gezogen und beschleunigt. Beim Vorschwung wird die Rute mit der rechten - zur linken - Hand hingeführt. Dadurch entsteht zwischen Schnurführungshand und Rutenleitring ein Schnursack, der dann von der Flugschnur weggezogen wird und Diese zusammen brechen lässt.
Die Schnurhand muss also immer mit der Rutenhand den gleichen Weg vor und zurück machen. Sollte es ihnen zu Anfang schwer fallen diese Bewegung zu synchronisieren hilft es garantiert wenn sie beide Handgelenke mit einer etwa 50 cm langen Schnur verbinden.
Die " WEITE " Ist so eine Sache. Es ist doch eine Binsenweisheit dass die meisten Fische im Uferbereich stehen. Ich frage mich immer, warum so viele Fliegenfischer am jenseitigen Ufer fischen. Ich fange meine Fische direkt vor meinen Füssen, also in einem Bereich von 6 bis 12 Meter. Weite Würfe erfordern eine andere Technik, den sog. Doppelzug. Den Doppelzug sollten sie unter Anleitung eines erfahrenen Fischers, oder besser noch, in einem Kursus lernen. Weite Würfe sind nur in Fällen von Niedrigwasser oder starker Überfischung eines Gewässers notwendig. Also wenn die Fische besonders heikel sind. Bei solchen Kursen lernen sie auch die unterschiedlichsten Trickwürfe, von denen der Rollwurf wohl der unentbehrlichste ist. Der Rollwurf ist immer dann erforderlich wenn kein Raum für einen Rückwurf zur Verfügung steht.
Legen sie die Schnur in einer Länge von 10 bis 12 Meter gestreckt auf dem Wasser ab. Die Rutenspitze befindet sich direkt über dem Wasserspiegel. Führen sie die Rute etwas seitlich, kontinuierlich nach Oben und in die 14 Uhr Position zurück. Die Schnur soll dabei auf sie zu gleiten ohne dass sie vom Wasser abgehoben wird. Wenn die Schnur hinter ihnen in einem leichten Bogen zu Boden hängt beschleunigen sie in einer Vorwärtsbewegung bis in die 10 Uhr Position. Das Angleiten Zurücknehmen und Vorwärtsbeschleunigung soll in einer fließenden und ununterbrochenen Bewegung erfolgen. Nur dadurch wird, durch die Adhäsion des Wassers, die Rute optimal vorgespannt und aufgeladen, so dass diese Energie an die Leine abgegeben werden kann. Wenn man ein paar Meter Schnur von der Rolle zieht und vor sich hinlegt , so werden Diese mit durch die Ringe gezogen.
Weitere Trickwürfe sind.:
Bogenwurf rechts oder links. Schlangenwurf, Fallschirmwurf, Kombination aus Schlangen - und Fallschirm- Wurf, Zurückgestoppter Wurf, Rückhandwurf, Unterhandwurf. Diese Würfe dienen dazu, die Fliege, die an der Oberfläche angeboten wird">Trockenfliege so in eine optimale Position zu bringen und möglichst lange frei abtreiben zu lassen. Der Tuck - Cast dient dazu eine Nymphe möglichst schnell auf Tiefe zu bringen. Es gibt noch etliche Tricks und Kniffe die man im Laufe der Zeit durch Versuch und Irrtum lernt, oder aber
man engagiert einen Flyfishinginstruktor für ein oder zwei Tage, der einem die nötigen Fertigkeiten am Wasser beibringt
Am Einfachsten beginnen sie mit dem Nassfischen. Dies ist die älteste und für den Anfänger erfolgreichste Art des Fliegenfischens. Hierfür brauchten sie im Grunde nicht einmal werfen zu können. Man wirft einfach die Schnur mit der Fliege vor sich ins Wasser und lässt sie mit der Strömung abtreiben. Anschließend zupft man die Fliege unter Wasser zurück. Effektiver ist natürlich folgende Variante.
Man lässt eine Rehhaartrockenfliege ( Buck Caddis ) trocken abtreiben. Am Ende der Trift zieht man sie, durch setzen eines Anschlages, unter Wasser und zupf sie dann zurück. So kann man Stück für Stück das gesamte Gewässer absuchen ohne durch viel " Peitscherei " die Fische zu beunruhigen.
Viel Glück bei deinen ersten Versuchen, wenn was nicht klappt, oder du dir schon diverse Wurffehler angeeignet hast, frage einfach einen erfahrenen Kollegen, oder den Noby.
Ausbilder
Fliegenwerfen; Fliegenbinden; Rutenbau; Biologische Gewässeruntersuchung; Forellenzucht!
E-Mail flyfisher@live.de
Wurfgrafik:http://cid-70d09128684f19ed.skydrive.live.com/self.aspx/Sonstiges/Grafik%20-%20Fliegenwurf.jpg |
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